Abstract
Problemhintergrund: Wegwerfwindeln haben klassische Stoffwindeln seit den 1970er Jahren weitgehend verdrängt. Verwendete Materialien und Chemikalien stellen ein Risiko für die Gesundheit von Babys und Kleinkindern dar und belasten die Umwelt. Hohe Anschaffungskosten können zu gesundheitlicher Ungleichheit führen. Stoffwindeln sind haut- und umweltfreundlich. Moderne Systeme sind pflegeleicht und kostengünstig. Gegenstand dieser Arbeit sind gesundheitsrelevante Erfahrungen von Müttern im Umgang mit modernen Stoffwindeln bei sich und ihren Kindern im Vergleich mit Einwegwindeln.
Methode: Vier leitfadengestützte, problemorientierte Interviews wurden durchgeführt und mit der qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz ausgewertet.
Ergebnisse: In sieben Kategorien berichteten die befragten Mütter von ihren Erfahrungen und Beobachtungen. Es wurde bei der Nutzung von Stoffwindeln ein natürlicherer Umgang mit den kindlichen Ausscheidungen ohne Ekel beschrieben. Ein Feedback über das Ausscheidungsverhalten und die Gesundheit der Kinder sowie Hinweise auf eine beginnende Blasen- und Darmkontrolle wurde nur bei Stoffwindeln erfahren. Stoffwindelnwickeln wird als „quality time“ beschrieben und verändert Windeln wechseln von einem notwendigen Übel zu etwas Positivem. Stoffwindeln unterstützen die Kinder bezüglich der Wahrnehmung ihres eigenen Ausscheidungsverhaltens.
Schlussfolgerung: Das Wickeln mit Stoffwindeln kann eine wichtige Ressource in der Gesundheitsförderung und Prävention von Babys und Kleinkindern darstellen und sich protektiv auf Gesundheitsrisiken auswirken sowie gesundheitliche Ungleichheit reduzieren. Positive Effekte auf die Mütter konnten ebenfalls beobachtet werden, welche zu einer Steigerung der Gesundheitskompetenz führen können.
Keywords: Stoffwindel, Wegwerfwindel, Primärprävention, Health Literacy, Gesundheitskompetenz, gesundheitliche Ungleichheit, Babys, Mütter