Windelklima-Experiment
Babys und Kleinkinder tragen heutzutage im Durchschnitt 3 Jahre lang Windeln. Tag und Nacht. 24 Stunden lang.
Nachts werden häufig noch länger Windeln benötigt.
Doch das war nicht immer so. Denn mit Stoffwindeln werden Kinder aus verschiedenen Gründen im Schnitt 12 bis 18 Monate eher trocken.
Heutzutage müssen Stoffwindeln jedoch nicht mehr ausgekocht werden und funktionieren genauso praktisch wie die Einwegvariante.
Doch wie fühlt es sich eigentlich in einer Wegwerfwindel an? Wie ist es im Vergleich in einer Stoffwindel?
Probiere mein Windelklima-Experiment aus und finde es heraus!
Inhaltsverzeichnis
Wie atmungsaktiv sind Stoffwindeln und Wegwerfwindeln?
Ich habe meine Bachelorarbeit in meinem Studium der Gesundheitswissenschaften 2018 über Stoffwindeln und Gesundheit geschrieben. Ich habe nicht nur sämtliche relevante Studien zum Thema gewälzt, sondern auch selbst geforscht.
Doch immer, wenn ich Stoffwindel-Skeptikern mit Fakten kam, wurde ich ungläubig angeschaut. Doch wie kann ich den (werdenden) Eltern deutlich machen, wie es sich in einer Wegwerfwindel anfühlt?
Ich habe mir überlegt, wie man das am besten bei Stoff- und Wegwerfwindeln machen kann. Bei der #Entspanntwickelnwoche im Dezember 2019 musste ich schauen, dass ich den Teilnehmern eine Aufgabe gebe, die jeder mitmachen kann, auch wenn man keine Windeln zuhause hat.
Ich habe mich an ein Experiment in der Projektwoche in der Schule erinnert. Wir haben eine Hand in eine Plastiktüte gesteckt, einen Gummi ums Handgelenk gemacht und einen Wecker gestellt. Was konnte man wohl beobachten?
Nun fehlt der Vergleich. Um die andere Hand sollten die Teilnehmer der Entspannt-Wickeln-Woche nun eine Mullwindel, ein Handtuch oder ähnliches wickeln. Eine Teilnehmerin hat das direkt mit ihrem Mann ausprobiert und ihn so für Stoffwindeln begeistern können 😉
Mein Windelklima-Experiment war geboren!
Probier' das Windelklima-Experiment aus!
Mein Windelklima-Experiment kannst du selbst auf verschiedene Weisen durchführen. Wichtig ist, dass du vergleichen kannst. Am besten geht das mit deinen Händen – eine Hand bekommt eine „Wegwerfwindel“ an, die andere eine „Stoffwindel“.
Wenn du keines oder nur eins von beidem zur Hand hast, ersetze das andere bspw. durch:
- Wegwerfwindel: am besten WWW (da der Superabsorber neben der Plastikfolie einen anderen Effekt hat), Gummihandschuh, Plastiktüte
- Stoffwindel: am besten eine AIO oder Pocketwindel, Stoffhandschuh, Spucktuch/Mullwindel, Handtuch
Ablauf des Windelklima-Experiments
- stecke jeweils eine Hand hinein, verschließe beides unten, sodass keine Luft mehr hinein kommt
- schau auf die Uhr, bewege die Hand
- Was fühlst du?
- Stell den Wecker auf 10 Minuten, bewege deine Finger, schau zwischendurch immer mal, was passiert und was du fühlst.
- Notiere dir deine Beobachtungen und Empfindungen vor, während und nach dem Experiment.
Tipp: Wenn du einen möglichst “objektiven” Vergleich haben willst, dann mache das Experiment “blind”. Also verbinde der Person, die testet die Augen oder decke ein Tuch über die Hände, sodass diese nicht weiß, an welcher Hand welche Windel ist. So sind die Empfindungen weniger voreingenommen.
Am eigenen Leibe
In meinem Workshop hat der werdende Papa Mike (vielen Dank für das Foto!!!) das Windelklima-Experiment mitgemacht.
Seine rechte Hand habe ich in eine All-in-one gesteckt, seine linke in eine Wegwerfwindel. Ich habe den Timer auf 10min. gestellt.
Als er klingelte, war Mike erleichtert. Seine linke Hand habe bereits nach wenigen Minuten angefangen zu schwitzen und jucken und er habe sie bewegen müssen. In der Stoffwindel hingegen fühlte er sich wohl.
Auch beim Ablegen war deutlich zu fühlen, dass seine “WWW-Hand” wärmer und schwitziger war.
Bereits 2001 hatten deutsche Wissenschaftler der Uni Kiel herausgefunden, dass es in Stoffwindeln 2°C kühler ist als in Wegwerfwindeln. Diese 2°C können sich aber erheblich auf unsere Biologie und Gesundheit auswirken. Bspw. kann die spätere Fruchtbarkeit bei Jungen beeinflusst werden und die Bedingungen für Bakterien im Intimbereich begünstigt.
Hast du das gewusst?
Konntest du diesen Temperaturunterschied bei deinem Baby beobachten?
Wenn du magst, mach mein Windelklima-Experiment nach! Markiere mich und arbeite mit dem #stoffwindelliebeexperimentiert oder #windelklimaexperiment und ich reposte deinen Beitrag 🙂
Video: So atmungsaktiv sind Stoffwindeln!
Vor ein paar Jahren habe ich schon einmal ein Experiment mit kochendem Wasser gewagt. Hier kannst du dir die Ergebnisse mit Stoff- und Wegwerfwindeln anschauen.
Video: So atmungsaktiv sind Wegwerfwindeln!
Mein Fazit
In Wegwerfwindeln herrscht aufgrund der Kunststofffolie, dem Superabsorber und eventuellen Lotionen ein wärmeres Windelklima.
Dieses kann Bakterienwachstum begünstigen und somit zu Hautproblemen wie Windeldermatitis oder Windelpilz führen.
Diese geringeren Atmungsaktivität kann man fühlen, wenn man seine Hand einige Zeit in eine Wegwerfwindel steckt: Man schwitzt.
Durch den Superabsorber trocknet die Haut dennoch aus.
Stoffwindeln erscheinen erst einmal voluminöser und erwecken den Eindruck, dass es darin wärmer sei.
Nässeschutzschichten aus PUL oder Wolle sind jedoch sehr atmungsaktiv. Natürliche Saugmaterialien wie Baumwolle, Hanf, Leinen oder auch synthetische wie Bambusviskose begünstigen ein natürliches Windelklima.
Die Haut braucht also mit Stoffwindeln keine Wundschutzcremes oder ähnliches.
Tipp: Wegwerfwindel - Gewusst wie
Wenn du auf Wegwerfwindeln zurück greifst, solltest du daher ein paar Dinge beachten:
- Greife auf Öko-Wegwerfwindeln wie Fairwindel, Naty oder Moltex zurück. Diese werden aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt und nutzen weniger oder alternative Superabsorber.
- Wickle tagsüber alle 2-4 Stunden.
- Lass dein Kind so oft es geht ohne Windel, damit frische Luft an die Haut kommt, diese sich regenerieren kann und dein Kind besser spürt, wenn es pullert.
- Halte dein Baby von Geburt an ab und setze es sobald es mit Unterstützung sitzen kann aufs Töpfchen. Erst zu festen Zeiten und Routinen, später nach Bedarf. Neugeborene signalisieren bereits von Anfang an, dass sie müssen.
- Ersetzte gekaufte Feuchttücher gegen Waschlappen oder selbst gemachte Feuchttücher
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